Mittwoch, 16. Januar 2013

Es ist einfach nicht fair


Dieses Leben kann einfach so scheiße unfair sein!

Manchmal wünschte ich mir echt, da könnte 'nen Schiri dahergelaufen kommen und ihm im Handumdrehen die rote Karte zeigen!

In den letzten Tagen sind zwei Menschen gestorben, die ich kannte. Meine Nachbarin und eine Freundin meiner Mutter. Meine Nachbarin war 90 Jahre alt und eine zuckelige, irgendwie niedliche alte Frau, die bis zu drei Wochen vor ihrem Tod noch allein gelebt und sehr gut zurecht gekommen ist. Sie kam ins Krankenhaus, weil sie irgendetwas mit der Leber hatte, hatte allerdings keine Schmerzen und ist letztendlich zufrieden und friedlich eingeschlafen. Ich gönne es ihr wirklich, einen so schönen Tod gehabt zu haben und finde, mit 90 hat man in seinem Leben so viel erlebt, dass man genügend schöne Erinnerungen hat, mit denen man sich verabschieden kann.
Die Freundin meiner Mutter ist gerade mal 50 geworden. Und sie ist nicht friedlich eingeschlafen, ganz im Gegenteil: Sie hat aufgegeben. Kapituliert. Aber nicht, weil sie einfach nur zu feige war, sondern weil sie schlicht und ergreifend nicht mehr konnte.
Ich weiß nicht mehr, wie lange es her ist, dass meine Mutter mir erzählt hat, bei ihrer Freundin sei Krebs diagnostiziert worden - ein paar Jahre bestimmt. Da haben sich schon alle Sorgen gemacht ... natürlich! Krebs ist schließlich 'ne ziemliche Scheißdiagnose, egal in welchem Alter und in welcher Situation.
Was meint ihr, wie erleichtert alle waren, als es hieß: "Krankheit besiegt, alles wieder in Ordnung!"
... Von wegen, nichts war wieder in Ordnung; zumindest nicht auf Dauer. Die Diagnose kam nämlich zurück: Ein zweites Mal Krebszellen, dieses Mal im Magen. Aber auch in dem Fall konnte man noch operieren. Anschließend hatte sie keinen Magen mehr, wie genau die Ärzte das hingebogen haben, weiß ich nicht. ... Soweit ich weiß, wurde sie zum Teil künstlich ernährt.
Jedenfalls hieß es auch da: "Krankheit besiegt!" - Vielleicht haben sie sich das "alles wieder in Ordnung" ja gespart.
Als im letzten Jahr dann erneut bedenkliche Blutwerte auftraten (es gibt irgendwas im Blut, das darauf schließen lässt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Person Krebs hat), kam nach der Panik erstmal die Ruhe vor dem Sturm. Die Ärzte sagten, es könnte an den Medikamenten liegen, die sie noch immer genommen hat. Und auch bei ersten Untersuchungen konnten keine neuen Krebszellen gefunden werden.
Irgendwann wurde dann allerdings klar, dass es nicht die Medikamente waren, sondern doch diese verhasste Krankheit, die man hinter sich gehabt zu haben glaubte.
Und als dann feststand, dass man dieses Mal nicht operieren kann, wurde alles immer und immer schlimmer; natürlich.
Die Schmerzen, das Asthma und die Hoffnungslosigkeit.
Letzte Woche Sonntag hat sie entschieden, dass sie ihre künstliche Ernährung nicht mehr will. ... Sie hat dem Tod also selbst nachgeholfen. Am Montag dieser Woche ist sie gestorben.
Hat aufgegeben.
Und niemand kann ihr das verdenken.
Zweimal hat diese Frau gedacht, endlich die Krankheit hinter sich zu haben. Zweimal hat sie sich mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern darüber gefreut. Umsonst. Letztendlich hat der Krebs doch gewonnen.
Das ist so schrecklich unfair!
Warum hat die Freundin meiner Mutter, diese unglaublich starke, tolle Frau nicht so ein langes und erfülltes Leben verdient wie meine Nachbarin?
Warum?

 
Rest in Peace
 
 

"Don't wake me 'cause I'm dreaming
Of angels on the moon
Where everyone you know
Never leaves too soon"
[Angels on the moon - Thriving Ivory]




Quelle: blogspot.com

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